Unsere essbaren Kräuter & Pflanzen liefern uns allerlei Nähr- und Vitalstoffe. Doch was genau macht sie so besonders?
Nachfolgend nehme ich die einzelnen Inhaltsstoffe genauer unter die Lupe:
Ätherische Öle
Ätherische Öle sind pflanzliche Öle, die aus einer Vielzahl verschiedener Komponenten zusammengesetzt sind und meist einen charakteristischen, überwiegend angenehmen Geruch besitzen. Das erklärt den Einsatz entsprechender Pflanzen als Gewürze oder Aromastoffe. Im Gegensatz zu den fetten Ölen verdampfen die ätherischen Öle vollständig und ohne einen Rückstand zu hinterlassen.
Ätherische Öle werden in den Öldrüsen gebildet und im Pflanzengewebe abgespeichert. Sie befinden sich in den Blüten, Blättern, Samen, Fruchtschalen, Harzen, Wurzeln, Rinden und im Holz. Sie sind gut fettlöslich, jedoch nahezu unlöslich in Wasser.
Der Pflanze dienen die ätherischen Öle zur Abwehr von Fressfeinden, Bakterien, Viren und Pilzen. Die ätherischen Öle können über Haut, Schleimhäute, Magen und Darm oder über die Lunge aufgenommen werden und dadurch spezifische Wirkungen entfalten.
Besonders reich an ätherischen Ölen sind die Doldenblütler (Kümmel, Wiesenklau, Bärenklau…), die Lippenblütler (Salbei- und Thymianarten) und die Kieferngewächse. Häufig werden Kräuter mit hohem Gehalt an ätherischen Ölen als Hustenmittel verwendet. Sie wirken außerdem heilsam auf den Verdauungstrakt.
Alkaloide
Alkaloide sind natürlich vorkommende, organische Stickstoffverbindungen in Pflanzen, Pilzen oder tierischen Organismen. Die überwiegende Zahl der Alkaloide ist giftig. Sie wirken im menschlichen Organismus meist ganz charakteristisch und finden deshalb auch vielfältige Anwendung in Arzneimittel. Viele schmecken ausgesprochen bitter.
Reich an Alkaloiden sind z.B. Cayennepfeffer (Capsaicin), Tollkirsche (Atropin), Chinarinde (Chinin), Cocastrauch (Cocain), Kaffee (Coffein), Schlafmohn (Morphin), Tabak (Nikotin), Brechnuss (Strychnin).
Allantoin
Allantoin bewirkt die Beschleunigung des Zellaufbaus, der Zellbildung oder der Zellregeneration und beruhigt die Haut. Es wird in der Kosmetik in Hautcremes, Sonnenschutzmitteln, Rasierwässern und Mitteln gegen übermäßige Schweißabsonderung eingesetzt.
In der Natur kommt Allantoin u.a. in Ahorn, Beinwell und Schwarzwurzel vor.
Bitterstoffe
Wir Menschen besitzen im Mund u.a. Rezeptoren zum Schmecken des bitteren Geschmacks. Eine Erregung der Bitterrezeptoren führt zu einer Steigerung der Magen- und Gallensaftsekretion. Durch diesen Prozess kommt es im weiteren Verlauf zu einer Appetitanregung, die Verdauung wird gefördert und Fäulnis und Gärungsprozesse werden beseitigt oder verhindert. Bitterstoffe sind auch bei der Verdauung von Fetten hilfreich, unterstützen unsere Leber bei der Entgiftung und erweitern das Geschmackserlebnis um eine wichtige Komponente.
Bitterstoffe kommen in zahlreichen Heil- und Nahrungspflanzen vor, wie z.B. in Artischocken, Engelwurz, Gänseblümchen, Hopfen, Schafgarbe, Löwenzahn, Tausendgüldenkraut und Wermut.
Leider wurden im Zuge der Kultivierung viele der in den Wildformen enthaltenen gesunden Bitterstoffe weggezüchtet, weshalb man bei der Anpflanzung ein besonderes Augenmerk auf die wertvollen Urformen haben sollte.
Cumarine
Cumarin ist ein sekundärer Pflanzenstoff und Aromastoff von angenehm würzigem Geruch, der in sehr starker Verdünnung nach frischem Heu und Waldmeister riecht.
Cumarin kommt in vielen Gräsern und Schmetterlingsblütlern (Steinklee, Waldmeister, Liebstöckel…), aber auch in Zimt und Datteln vor. Es dient vor allem als Duftstoff in der Parfümerie. Außerdem wird es zum Aromatisieren von Bowle oder Mixgetränken verwendet.
Hohe Dosen können zu reversiblen Leberschäden, Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Benommenheit führen, weshalb z.B. Waldmeister sparsam (3g auf 1 Liter Bowle) verwendet werden sollte.
Genauso hat Cumarin auch eine kramflösende, entzündungshemmende und beruhigende Wirkung und wird in der Medizin z.B. als Blutgerinnungshemmer eingesetzt.
Flavonoide
Flavonoide spielen eine wichtige Rolle im Stoffwechsel vieler Pflanzen und dienen diesen als Schutzstoffe vor äußeren Einflüssen. Deshalb finden man hohe Konzentrationen v.a. in Wildkräutern, aber auch in den äußeren Blättern von Kohlgemüsen und Salaten. Die Empfehlung, Äpfel nicht zu schälen oder Tomaten nicht zu häuten, hat also durchaus ihre Berechtigung.
Lt. der DGE gibt es über 6.500 unterschiedliche Flavonoide, die auch als sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe bezeichnet werden.
Ihre medizinische Wirkung auf den menschl. Organismus ist vielfältig: Das im Buchweizen enthaltene Rutin wirkt beispielsweise gefäßverstärkend. Procyanidine, die v.a. in Heidelbeeren vorkommen, wirken antibakteriell und werden bei Harnwegserkrankungen eingesetzt. Viele Flavonoide haben eine schützende Wirkung gegen Grippeviren (antiviral) und sind hervorragende Antioxidantien. Ihnen kommt somit eine große Bedeutung bei der Vorbeugung von Krebserkrankungen zu. Diesbezüglich besonders wirksam sind offenbar die Flavonoide aus Äpfeln, Zwiebeln, grünem Tee und Heidelbeeren.
Furocumarine
Furocumarine kommen häufig in Doldenblütlern wie Bärenklau und Engelwurz, sowie in Zitruspflanzen vor. Bekannte Furocumarine sind Xanthotoxin, Psoralen und Bergapten.
Unter Einwirkung von Sonnenlicht werden Furocumarine photoaktiviert. Prominentes Beispiel für diese Reaktion ist der giftige Saft des Riesen-Bärenklaus. Gelangen Furocumarine auf die Haut und werden anschließend dem Sonnenlicht ausgesetzt, kommt es zu verbrennungsähnlichen Symptomen (Rötung, Schwellung, Blasenbildung) – die sog. “Wiesendermatitis”. Ohne die Einwirkung von Sonnenlicht sind Furocumarine weitgehend unbedenklich.
Gerbstoffe
Gerbstoffe wandeln Proteine in eine wasserunlösliche und nicht quellende Form um. Diese Eigenschaft nutzt man beispielsweise beim Gerben von Tierhäuten zur Herstellung von Leder.
Gerbstoffe nehmen einen wichtigen Platz unter den therapeutisch wirksamen Bestandteilen von heilpflanzen ein. sie wirken zusammenziehend, entzündungshemmend, antibakteriell, antiviral und neutralisieren Gifte. In höherer Dosierung wirken sie jedoch oft schädigend, indem sie die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen einschränken und die Verwertung von Eiweiß aus der Nahrung erschweren.
Inulin
Inulin ist ein Gemisch von Polysacchariden und zählt zu den Speicherstoffen der Pflanzen, z.B. von Löwenzahn, Artischocke, Dahlie und Topinambur. Es ist leicht wasserlöslich und dient in der Therapie bei Diabetes mellitus als Glucose-Ersatz, da es Fructose-Einheiten enthält. Es wird daher auch bei der Herstellung von Fructose eingesetzt. Inulin wird heutzutage oft als Zutat in der Lebensmittelherstellung verwendet, z.B. als Fettersatz oder um den Geschmack, die Textur und das Mundgefühl zu verbessern. Bei empfindlichen Menschen können die bei der Verdauung entstehenden Gase Blähungen hervorrufen.
Iridoide
Iridoide sind im Pflanzenreich weit verbreitet und gehören zur großen Gruppe der Terpene. Man findet sie beispielsweise im Spitzwegerich, dem Ehrenpreis oder im Olivenöl. Die Stoffe weisen einen außerordentlich bitteren Geschmack auf, wirken antimikrobiell und bewirken so einen Fraßschutz gegenüber Insekten und anderen Pflanzenfressern. Die beruhigenden Wirkstoffe des Baldrians oder die entzündungshemmenden Wirkstoffe von Augentrost zählen auch zu der Stofffamilie der Iridoide.
Kieselsäure
Kieselsäure ist die wasserhaltige Form der Verbindung des Elements Silicium mit Sauerstoff. Silicium ist ein lebensnotwendiges Spurenelement. Es sorgt gleichzeitig sowohl für Festigkeit, als auch für Elastizität. Im menschlichen Körper unterstützt Silicium z.B. das Wasserbindevermögen der Eiweißkörper im Gewebe und kommt in allen Bindegewebsstrukturen und damit in fast allen Organen, den Blutgefäßen und der Haut vor. Es unterstützt das Immunsystem ebenso wie den Knochenbau.
Oxalsäure
Oxalsäure ist in höherer Konzentration giftig. Die wasserlöslichen Natrium-, Kalium- und Ammoniumsalze wirken ätzend, was auf die Schleimhäute im Magen-Darm-Trakt Reizwirkungen ausübt. Das Kaliumsalz der Oxalsäure kommt in größeren Mengen in Rhabarber vor, das meiste davon in den Blättern. In geringen Mengen kommt Oxalsäure auch in Sauerklee, Sauerampfer, Mangold, Spinat und roten Rüben vor (man müsste allerdings Kiloweise davon essen, um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten). Es kann in Verbindung mit Calcium und Harnsäure zu Nierensteinen führen, jedoch wird die Steinbildung durch die Zitronensäure, die in Früchten vorkommt, verhindert. Oxalsäure erschwert auch die Resorption von Eisen im Darm.
Phytosterine
Phytosterine sind ein wesentlicher Bestandteil der Zellmembranen und werden von Tieren und Pflanzen synthetisiert. Durch die Strukturähnlichkeit mit dem Cholesterin können die Phytosterole die Resorption des Cholesterins im Darm behindern. Sie senken das schädliche LDL-Cholesterin um etwa 10 %, ohne das gefäßschützende HDL-Cholesterin zu vermindern. Darüber hinaus hemmen sie die Entstehung krebserzeugender Stoffe und vermindern das Risiko für Brust-, Darm-, Magen- und Prostatakrebs. Das verbreitetste Phytosterin ist das Beta-Sitosterin. Es hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit und Funktionsfähigkeit von Blase und Prostata.
Phytosterine kommen v.a. in den Pflanzenteilen vor, die einen hohen Fettgehalt haben, also in Samen und Wurzeln wie z.B. Getriede, Olivenöl und Löwenzahnwurzeln.
Pyrrolizidinalkaloide
Pyrrolizidinalkaloide sind weit verbreitet und in zahlreichen Pflanzenfamilien wie den Rauhblattgewächsen und den Asterngewächsen enthalten. Sie kommen in einigen Heilpflanzen wie etwa dem Beinwell, Borretsch, Huflattich, der Pestwurz und dem Sonnenhut vor.
Der Gesetzgeber rät, Pyrrolizidinalkaloide nicht über einen längeren Zeitraum oder in größeren Mengen zu konsumieren und hat im Stufenplan zur Abwehr von Arzneimittelrisiken festgelegt, dass Pflanzen und Zubereitungen hieraus nur in den Handel gebracht werden dürfen, wenn sichergesellt ist, dass die tägliche maximale Aufnahme an toxischen Pyrrolizidinalkaloiden unter einem Mikrogramm liegt. Mittlerweile wurden pyrrolidiidinfreie Pflanzen gezüchtet und können für pharmazeutische Präparate eingesetzt werden.
Saponine
Saponine sind eine Untergruppe der Glykoside. Sie werden so bezeichnet, weil sie in Wasser geschüttelt einen seifenartigen, stabilen Schaum verursachen.
Die Saponine nehmen einen wichtigen Platz unter den therapeutisch wirksamen Bestandteilen von Heilpflanzen ein. Es werden u.a. entzündungshemmende, harntreibende, schleimtreibende/schleimlösende und hormonstimulierende Eigenschaften beschrieben. Außerdem unterstützen sie die Aufnahme anderer Inhaltsstoffe aus dem Darm, indem sie die Durchlässigkeit der Zellwände herabsetzen und Cholesterin binden.
Saponine weisen meist einen bitteren Geschmack auf. Sie sind besonders in nährstoffreichem Gewebe wie Wurzeln, Knollen, Blättern, Blüten und Samen enthalten. Man findet sie in vielen Hülsenfrüchten wie Sojabohnen, Erbsen, Spinat, in Tomaten, Kartoffeln und Knoblauch sowie in Tee, Kräutern und Ginseng.
Schleimstoffe
Schleimstoffe gehören zu der Gruppe der wasserlöslichen Ballaststoffe und nehmen einen wichtigen Platz unter den therapeutisch wirksamen Bestandteilen von Heilpflanzen ein. Ihre erweichende, reizmildernde und einhüllende Wirkung lässt sich v.a. bei Entzündungen der Schleimhäute gut anwenden. Sie legen sich als eine dünne Schicht auf die Schleimhäute und schützen sie so vor Reizung.
Schleimstoffe können Giftstoffe absorbieren, Entzündungen hemmen, den Blutzucker und Cholesterinspiegel senken und in Einzelfällen auch das Immunsystem stärken. Hierzu gehören z.B. Huflattich, Spitzwegerich, Eibisch, Malve und Beinwell.
Senfölglykoside
Senfölglykoside geben Gemüse wie Rettich, Senf, Kresse und Kohl den scharfen, manchmal etwas bitteren Geschmack. In Mitteleuropa kommen sie ausnahmslos in Kreuzblütlern vor. Es gibt rund 120 verschiedene Arten. Sie wirken als Abwehrstoffe gegen Tierfraß, beugen Infektionen vor (antibakteriell) und wirken präventiv gegen Krebserkrankungen.