In den USA leidet nahezu jeder Zehnte unter Fruktose-Malabsorption, in unseren Breiten ist ca. jeder dritte Europäer davon betroffen – Frauen tendentiell häufiger als Männer. Welche Ursachen stecken hinter einer Fruktoseintoleranz und worauf ist zu achten?
Was ist Fruktose?
Fruktose ist Fruchtzucker, welcher in Obst, Gemüse und Honig natürlicherweise vorhanden ist. Er besitzt im Gegensatz zu herkömmlichen Haushaltszucker (Saccharose) eine stärkere Süßkraft. Dies ist ein Grund, warum er von der Industrie so gerne als Süßungsmittel auch isoliert verwendet wird. Der Blutzuckerspiegel steigt bei Fruktose nur langsam an, weshalb er oft in Light-Produkten für Diabetiker zum Einsatz kommt.
Fruktose ist also nicht nur als natürliche Süße in Früchten und Gemüsesorten, sondern auch in zunehmenden Maß in industriell gefertigten Nahrungsmitteln auf heimischen Tellern präsent.
Der Anteil an mit Fruchtzucker(sirup) gesüßten Nahrungsmitteln nimmt stetig zu und dieses Überangebot an Fruktose kann zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Der menschliche Verdauungsapparant ist schlichtweg nicht darauf eingestellt, größere Mengen an reiner Fruktose zu bewältigen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits 25 – 50 Gramm Fruktose bei etwa der Hälfte der Erwachsenen zu Bauchbeschwerden führen können. Zum Vergleich: Ein Apfel mit einem Gewicht von 200g enthält bereits 11,5g Fruktose, zwei Gläser Apfelsaft ca. 30g!
Wie oftmals fälschlich angenommen wird, ist Fruktose nicht der “bessere” Zucker, da er die höchste Süßkraft aller Zuckersorten besitzt (406 kcal/100g) und ein übermäßiger Genuss zu Übergewicht und Erhöhung des Cholesterinspiegels führen kann.
Was passiert bei einer Fruktoseintoleranz?
Die Transporterproteine GLUT-5 (von GLUkose-Transporter-5) und in geringem Maße GLUT-2 schleusen Fruktose vom Dünndarm in den Blutkreislauf. Wird nun zu viel Fruchtzucker auf einmal zugeführt, kann es kurzzeitig zu einer Überlastung der Transportsysteme kommen. Dies passiert auch, wenn zu wenige GLUT-5 produziert wird bzw. wenn es gänzlich fehlt. Der Abtransport der Fruktose ins Blut erfolgt dann gar nicht oder nur unvollständig. Die Folge: Der Fruchtzucker wandert unverdaut in den Dickdarm, wo ihn Bakterien zu den Gasen Wasserstoff und Kohlendioxid sowie zu kurzkettigen Fettsäuren zersetzen. Es kommt zu typischen Symptomen einer Fruktosemalabsorption wie Blähungen, Schmerzen, Krämpfe und wässriger Stuhl. Diese Überforderung kann vorübergehend auftreten – Sorbit etwa erschwert den Transport von Fruktose – oder dauerhaft vorhanden sein.
Formen der Fruktoseintoleranzen
a) hereditäre (angeborene) Fruktoseintoleranz
Sie kommt sehr selten vor und erfordert eine lebenslange Abstinenz von Fruktose, Sorbitol und Saccharose. Es fehlt das Enzym Aldolase B in der Leber, wodurch der Zuckerabbau schwer gestört wird. Die Erbkrankheit führt unbehandelt zu Wachstumsstörungen, Leberschäden mit Gelbsucht, Ödemen und Nierenschäden. Es kann auch zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen, die sich in Schweißausbrüchen, Schwindel und Panik äußert und sogar zur Bewusstlosigkeit führen kann.
b) erworbene Fruktosemalabsorption
Eine erworbene Fruktosemalabsorption hingegen kann durch eine gezielte Diät positiv beeinflusst und sogar geheilt werden. In einigen Fällen tritt sie nur zeitweise auf oder verschwindet von selbst. Meist können bis zu 25g Fruktose pro Tag aufgenommen werden.
Symptome
- Blähungen
- Bauchschmerzen
- Durchfall
- Verstopfung
- Krämpfe
- Übelkeit
Diagnose
Gewissheit bringt der H2-Atemtest beim Arzt. Hier wird der Gehalt von Wasserstoff in der Atemluft geprüft. Der Betroffene bekommt auf nüchternem Magen 50g Fruchtzucker verabreicht. Der im Dickdarm produzierte Wasserstoff gelangt ins Blut und schließlich in die Luft, die ausgeatmet wird. Über zwei Stunden wird alle 30 Minuten der Wasserstoffgehalt beim Atmen und ein eventuelles Steigen der Konzentration gemessen.
Es gibt auch die Möglichkeit einer genetischen Untersuchung. Dabei wird geprüft, ob das Enzym Aldolase B vorhanden ist. Diese Methode wird bei Patienten mit Verdacht auf eine hereditäre Intoleranz empfohlen, denn bei ihnen könnte die beim Atemtest verabreichte Menge an Fruktose schwere Komplikationen auslösen.
Für den Selbsttest kann man auf nüchternen Magen 1/8 Liter klaren Apfelsaft trinken. Solten innerhalb von 30 Minuten bis 3 Stunden Bauchschmerzen, Blähungen, gurgelnde Darmgeräusche und/oder Durchfall auftreten, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Fruktosemalabsorption vor.
Die Fruktoseverträglichkeit ist von Person zu Person unterschiedlich und muss individuell getestet werden. Sie hängt in erster Linie von der Menge und dem jeweiligen Lebensmittel ab: Während manche schon auf kleine Mengen Fruktose reagieren, sind andere bei Mengen bis zu 30g oder 50g pro Tag beschwerdefrei.
Fruktose ist enthalten in :
- Honig
- Gemüse
- Weißem Haushaltszucker (Saccharose) – wird im Darm in Traubenzucker u. Fruchtzucker gespalten
- Softdrinks
- Fertigprodukten
- Diätprodukten
- Süßigkeiten (Gummibärchen, Kaugummis)
- Milchprodukten
- Müsli
- Dörrobst
Wie wird eine Fruktoseintoleranz therapiert?
- Fruktosearme oder fruktosefreie Diät
- Kombination mit Mahlzeiten mit viel Fett u. Eiweißen
- Mehrere kleinere Mahlzeiten täglich
- Obst u. Gemüse besser dünsten als roh verzehren
- Evtl. Zufuhr des Enzyms Xylose-Isomerase
Fruktosereiche Sorten (werden häufig schlecht vertragen) | Fruktosearme Sorten (werden häufig besser vertragen) |
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Obst: Apfel, Aprikose, Mango, Pfirsich, Pflaumen, Trockenfrüchte | Obst: Bananen, Beerenobst, Grapefruit, Mandarinen, Orangen, Rhabarber |
Gemüse: Artischocken, Auberginen, Kürbis, Karotten, Paprika, Rotkohl, Zwiebeln | Gemüse: Erbsen, Brokkoli, Kartoffeln, Spinat, Radieschen, Sellerie, Fenchel |
Getreide: konventioneller Weizen und Brot- und Backwaren aus Auszugsmehl, Fertigmüsli | Getreide: Brot- und Backwaren bevorzugt aus Dinkel und anderen Urgetreide-Sorten |
Süßes: Diabetikerprodukte, Backwaren mit Glasuren und Überzügen, Bonbons, Kaugummi, Marzipan | Süßes: Süßwaren ohne Zusatz von Fruchtzucker oder Sorbit, selbstgebackene vollwertige Speisen |
Feinkost & Fertigprodukte: gesüßte Fertigsalate und -dressings, Ketchup, Milchersatzprodukte | Feinkost & Fertigprodukte: Tiefkühlkost ohne Zusätze |
Milchprodukte: mit Zuckeraustauschstoffen wie etwa Früchtejoghurt, Milchreis mit Früchten; Speiseeis | Milchprodukte: ohne Zusatz von Fruktose oder Sorbit wie Naturjoghurt, Quark, Buttermilch, Milch, Kefir; selbstgemachtes Eis |
Getränke: Getreidekaffee, Limonade, Brause, Säfte aus nicht geeignetem Obst oder Gemüse (s. o.) oder mit Zusatz von Zuckeraustauschstoffen, Energy-Drinks, Sekt, Wein, Likör | Getränke: (Mineral-)Wasser, Tee, Kaffee, Schorle aus geeigneten Sorten, Bier nach deutschem reinheitsgebot gebraut. |
Mit kleinen Schritten zum Erfolg:
3 Phasen der Behandlung (jew. 4-6 Wochen):
- Eliminationsdiät
- Fruktosearme Phase
- Fruktosehaltige Phase gleichmäßig über den Tag verteilt